Konfrontation am Checkpoint Charlie

Panzer am Checkpoint Charlie, 1961

27. Oktober 1961

Zwei­ein­halb Monate nach dem Mauerbau eska­lierte die Situa­tion am Grenz­über­gang Fried­rich­straße zwischen Kreuz­berg und Mitte: Der Über­gang, der von den US-ameri­ka­ni­schen Alli­ierten Check­point Charlie genannt wurde, war ausschließ­lich für Ausländer und Alli­ierte vorge­sehen. Das Vier­mächte-Abkommen zwischen den vier Besat­zungs­mächten sah vor, dass es für Ange­hö­rige der Alli­ierten keine Pass­kon­trollen am Grenz­über­gang geben sollte. Am 23. Oktober 1961 erließ jedoch das DDR-Innen­mi­nis­te­rium mit sowje­ti­scher Billi­gung eine Verord­nung, die eine Kontrolle vorsah. Die West-Alli­ierten akzep­tierten dies nicht, zumal die DDR-Behörden laut Besat­zungs­recht über­haupt nicht befugt waren, eine solche Verord­nung zu erlassen und durch­zu­setzen.

Als dann am 25. Oktober ein Ange­hö­riger der US-Mili­tär­mis­sion am Check­point Charlie von der DDR-Grenz­po­lizei zurück­ge­schickt wurde, weil er sich nicht ausweisen wollte, eska­lierte die Situa­tion. Die US-Komman­dantur bestand auf einen unkon­trol­lierten Zutritt auf das Gebiet von Ost-Berlin, die DDR lehnte das ab. US-ameri­ka­ni­sche Jeeps und weitere Mili­tär­fahr­zeuge fuhren vor dem Grenz­über­gang auf. Unab­lässig wurden ameri­ka­ni­sche Zivi­listen in den Ostteil der Stadt geschickt, eskor­tiert von schwer bewaff­neten Mili­tär­po­li­zisten. So sollte immer wieder aufs Neue erprobt werden, wie weit die DDR-Volks­po­li­zisten bei ihren Kontrollen gingen.

Der Berliner Sonder­ge­sandte Präsi­dent Kennedys, General Lucius D. Clay, befahl, dass Panzer am Check­point Charlie posi­tio­niert werden sollten. Kurz darauf rollten auch sowje­ti­sche Panzer heran. Vom 27. Oktober bis zum Vormittag des folgenden Tages standen sich nun die US-ameri­ka­ni­schen und sowje­ti­schen Panzer gegen­über. Dutzende Jour­na­listen aus aller Welt posi­tio­nierten sich an der Fried­rich­straße, sie wurden aber von der West-Berliner Polizei sowie US-Soldaten in die angren­zenden Häuser gedrängt.

16 Stunden lang war nicht klar, ob es zu einem Einsatz der Panzer kommen würde. In diesem Fall hätte es unab­seh­bare Konse­quenzen gegeben, bis hin zum Ausbruch eines neuen Krieges.
Hinter den Kulissen wurde aller­dings auf diplo­ma­ti­schem Wege verhan­delt. Das Ergebnis war, dass beide Seiten ihre Panzer zurück­ziehen und die Verord­nung der DDR-Behörden zurück­ge­nommen wird. Diese Lösung hat eine mili­tä­ri­sche Ausein­an­der­set­zung verhin­dert, die even­tuell zu einer Kata­strophe geführt hätte.