Mit dem Panzer zur Schule

Schüler Erwin vor dem Panzer

29. August 1961

Nur wenige Tage nach dem Mauerbau sorgte der 12-jährige Berliner Erwin Schabe für inter­na­tio­nale Verwick­lungen. Der Junge lebte mit seiner Mutter auf einem Bauernhof Große Kuhlake im Orts­teil Eiskeller. Der gehörte zwar zu Spandau, war damals aber eine Exklave auf DDR-Gebiet. Nur eine 800 Meter lange und vier Meter breite Straße, die an den Seiten mit einem Grenz­wall aufge­schüttet war, verband sie mit West-Berlin.

Eigent­lich konnte er mit seinem Fahrrad zur Grenze fahren, wenn er morgens zur Schule nach Haken­felde in Spandau musste. Am 29. August 1961 kam er jedoch nach einer Weile zurück nach Hause und berich­tete, die DDR-Grenzler hätten ihn nicht durch­ge­lassen und mehrere Stunden fest­ge­halten.

Die briti­schen Alli­ierten, in deren Sektor Spandau lag, reagierten sofort: In den folgenden Tagen beglei­teten sie den Jungen zwischen seinem Zuhause und der Grenze mit einem Panzer­späh­wagen, damit er nicht nochmal ange­halten wird. Die Fotos davon gingen um die Welt, der kleine Junge neben dem Panzer.

Nach einigen Wochen wurde diese Beglei­tung wieder abge­zogen, denn die Briten ahnten, was die deut­sche Bevöl­ke­rung erst Jahr­zehnte später erfuhr: Erwin hatte einfach keine Lust gehabt, zur Schule zu gehen und sich die Geschichte nur ausge­dacht.

Foto: British National Army Museum