26. Juni 1948, 30. September 1949
Die Luftbrücke diente der Versorgung des Westteils der Stadt Berlin durch Flugzeuge der West-Alliierten, nachdem die sowjetische Besatzungsmacht am 24. Juni 1948 die Land- und Wasserwege von West-Deutschland nach West-Berlin durch die Berlin-Blockade gesperrt hatte.
Noch am selben Tag hatte General Lucius D. Clay, Militärgouverneur der US-amerikanischen Zone, Oberbürgermeister Ernst Reuter sowie Willy Brandt zu sich gerufen: Ob die West-Berliner Bevölkerung die eingeschränkte Versorgung durch eine Luftbrücke ertragen würde? Reuter entgegnete, Clay solle sich um die Luftbrücke, er werde sich um die Berliner kümmern. Berlin werde zugunsten der Freiheit die notwendigen Opfer bringen – komme, was wolle. Nach dem Gespräch allerdings äußerte Reuter, er bewundere zwar Clays Entschlossenheit, glaube aber nicht, dass die Versorgung per Luftbrücke möglich sei.
Doch bereits zwei Tage später flog die erste Maschine der US-amerikanischen Luftwaffe zum Flughafen Tempelhof. Kurz darauf folgte die britische Luftwaffe und sogar Australien, Neuseeland, Kanada und Südafrika beteiligten sich in der Folgezeit. Die französische Armee war nicht beteiligt, weil sie im Indochinakrieg eingebunden war. Die Transportflugzeuge flogen die Flughäfen Tempelhof und Gatow an. Die Briten setzten zudem Wasserflugzeuge ein, die auf dem Großen Wannsee und der Havel landen. Innerhalb von 90 Tagen wurde außerdem von französischen und US-amerikanischen Soldaten mithilfe von bis zu 19.000 Berlinern auf dem im Krieg zerstörte Raketenflugplatz Tegel die damals längste Start- und Landebahn Europas errichtet. Dazu als Provisorien die notwendigen Gebäude und Hallen. Dort landete die erste Maschine mit Hilfsgütern am 5. November 1948.
West-Berlin wurde während der Blockade zum größten Teil durch die Luftbrücke versorgt. Neben rund 500.000 Tonnen Lebensmitteln und Medikamenten wurden auch Kohlen zum Heizen (1,4 Millionen Tonnen) sowie ein komplettes Kraftwerk darüber eingeflogen.
Da die Flugzeuge die sowjetische Besatzungszone nur über drei Luftkorridore überfliegen durften, wurden ihnen teilweise unterschiedliche Höhen zugewiesen, damit langsamere Maschinen die schnelleren überholen konnten. Der mittlere Korridor blieb für die Rückflüge reserviert.
Immer wieder gab es durch die sowjetische Luftwaffe Bedrohungen und sogar Angriffe auf Maschinen der Luftbrücke. Und es gab auch Abstürze: 41 Briten, 31 US-Amerikaner und 13 Deutsche verloren ihr Leben bei Unfällen.
Es gab Piloten, die im Anflug auf Tempelhof für Kinder Karamelbonbons an kleinen Fallschirmen aus dem Fenster warfen. So wurden die Flugzeuge bald Rosinenbomber genannt.
Die Berliner Luftbrücke wurde zur größten Versorgungsaktion einer Großstadt bis heute. Mehr als 550.000 Hilfsflüge gab es, zeitweise landete alle zwei Minuten eine Maschine, die sofort entladen wurde und wieder startete.
Dies alles vor dem Hintergrund, dass damit der einstige Kriegsfeind unterstützt wurde. Zu Beginn der Luftbrücke war der Zweite Weltkrieg erst etwas über drei Jahre vorbei, jedenfalls in Europa. Dass nun Bonbons statt Bomben abgeworfen wurden, ist bis heute auch eine moralisch bemerkenswerte Leistung.
Die Luftbrücke wurde noch einige Monate nach Beendigung der Blockade weitergeführt. Der letzte Flug fand am 30. September 1949 statt. Vor dem ehemaligen Flughafen Tempelhof steht heute das Luftbrückendenkmal.
Foto 2: Sir James / CC BY-SA 2.0 DE