Oppositionelle abgeschoben

LP-Cover von Pannach, Fuchs und Kunert

26. August 1977

Nachdem der oppo­si­tio­nelle Lieder­ma­cher Wolf Bier­mann im November 1976 von der DDR-Regie­rung ausge­bür­gert worden war, gab es im ganzen Land Proteste von Künst­le­rInnen. Unter ihnen auch die Musiker Gerulf Pannach und Chris­tian Kunert, sowie der Schrift­steller Jürgen Fuchs, alle aus Jena.
Dem Lieder­ma­cher Gerulf Pannach war schon 1974 die Zulas­sung als frei­schaf­fener „Song­in­ter­pret“ entzogen worden. Auch Chris­tian Kunert war als Band­mit­glied der 1975 verbo­tenen Klaus-Renft-Combo („Renft“) längst als Oppo­si­tio­neller bekannt.

Zusammen mit Jürgen Fuchs wurden sie Mitte November 1976 von der Staats­si­cher­heit verhaftet. Man versuchte sie im Stasi-Gefängnis Hohen­schön­hausen gegen­ein­ander auszu­spielen, was aber nicht gelang. Im Sommer 1977 stellte man sie vor die Wahl, zehn Jahre im Gefängnis zu bleiben aufgrund „staats­feind­li­cher Hetze im schweren Fall“ oder in den Westen abge­schoben zu werden. Sie entschieden sich dafür, die DDR zu verlassen, sahen dies aber nicht als frei­wil­lige Entschei­dung.
Im gold­far­benen Mercedes vom DDR-Rechts­an­walt Vogel wurden sie über den Grenz­über­gang Inva­li­den­straße nach West-Berlin abge­schoben. Damit hatten sich die DDR-Regie­renden drei weiterer Künstler entle­digt, die sich für eine Demo­kra­ti­sie­rung in ihrem Land einge­setzt hatten.

In der Bundes­re­pu­blik erschien dann die gemein­same Lang­spiel­platte „Für uns, die wir noch hoffen“ mit Texten von Jürgen Fuchs und Liedern von Pannach und Kunert. Die war noch in der DDR aufge­nommen worden, die Texte veröf­fent­lichte Fuchs kurz nach der Abschie­bung.