Baader-Befreiung

Andreas Baader

14. Mai 1970

Fünf Frauen und zwei Männer befreiten den Gefan­genen Andreas Baader, der von zwei Justiz­be­amten in das Zentral­in­stitut für soziale Fragen in Dahlem ausge­führt worden war. Die Aktion gilt heute als Geburts­stunde der Roten Armee Frak­tion.

Dem voraus­ge­gangen war eine längere Entwick­lung: Nach den Massaker der US-Armee im viet­na­me­si­schen My Lai, der Ermor­dung von Benno Ohnesorg und den Schüssen auf Rudi Dutschke in Berlin hatte sich inner­halb der Protest­be­we­gung eine mili­tante Szene entwi­ckelt, die nicht mehr daran glaubte, dass es funda­men­tale Ände­rungen durch Demons­tra­tionen oder Blockaden geben würde. Sie sahen die Bundes­re­pu­blik als einen Staat an, der sich wieder in Rich­tung Faschismus entwi­ckelte. Es entstand die Idee des bewaff­neten Wider­stands, der in die Bildung von Gruppen wie der Roten Armee Frak­tion (RAF) oder des 2. Juni mündete.

Fahn­dungs­plakat nach Ulrike Meinhof

Einer der Gründer der RAF war Andreas Baader. Um gegen die Bombar­die­rung viet­na­me­si­scher Dörfer zu protes­tieren, hatte er in zwei Frank­furter Kauf­häu­sern Brände gelegt. Er wurde verhaftet, kam vorüber­ge­hend frei und tauchte unter. Anfang April 1970 wurde er fest­ge­nommen und in die JVA Tegel gebracht.

Um ihn zu befreien, bean­tragte die Jour­na­listin Ulrike Meinhof zusammen mit dem Verleger Klaus Wagen­bach, dass Baader für einige Stunden zum Quel­len­stu­dium für ein geplantes Buch in das Zentral­in­stitut für soziale Fragen gebracht wird. Der Gefäng­nis­di­rektor lehnte zuerst ab, gab dann aber nach einem Gespräch mit dem Anwalt Horst Mahler nach und erlaubte die Ausfüh­rung unter Aufsicht von zwei Justiz­be­amten. Was er nicht wusste: Sowohl Meinhof als auch Mahler hatten sich entschieden, sich eben­falls der Gruppe anzu­schließen und planten die Befreiung Baaders.

Am 14. Mai brachten die Wacht­meister Andreas Baader in den Lese­saal des Insti­tuts in der Miquel­straße 83 in Dahlem, wo er mit dem Studium begann. Nach einer Stunde stürmten mehrere Bewaff­nete das Institut und schossen auf die Wach­leute, die schwer verletzt wurden. Baader sprang aus dem Erdge­schoss­fenster. Ulrike Meinhof flüch­tete zusammen mit ihm, für sie war das der Schritt in den bewaff­neten Unter­grund. Baader reiste anschlie­ßend in ein paläs­ti­nen­si­sches Ausbil­dungs­lager nach Jorda­nien. Zwei Jahre später konnte er in Frank­furt am Main erneut fest­ge­nommen werden.