
15. Mai 1945
Als erste Tageszeitung nach dem Krieg erschien die Tägliche Rundschau / Frontzeitung für die deutsche Bevölkerung, die von der sowjetischen Militärregierung herausgegeben wurde. Ihr Redaktionsgebäude befand sich in der Göhrener Straße 11 im Prenzlauer Berg.
Auszug aus der Seite 1 der ersten Ausgabe:
Die Zeitung der Roten Armee in Berlin
Die Aufgabe unserer Zeitung besteht darin, dem deutschen Volk die Wahrheit über die Rote Armee und die Sowjetunion nahe zu bringen, den Deutschen zu helfen, in der gegenwärtigen politischen Lage die richtige Orientierung zu finden, mit den Überbleibseln der hitlerischen Armee aufzuräumen und alle Kräfte zur schnellsten Wiederherstellung eines normalen Lebens anzuspannen.
Abschließende Operationen der Roten Armee
Insgesamt wurden in der Zeit vom 9. bis 14. Mai an der gesamten Front 1.230.000 deutsche Soldaten und Offiziere sowie 101 Generale gefangengenommen.
An die Bevölkerung der Stadt Berlin
Um die regelmäßige Versorgung der Berliner Bevölkerung mit Lebensmitteln sicherzustellen, hat das sowjetische Militärkommando durch den Kommandanten der Stadt Berlin der Stadtverwaltung ausreichende Mengen von Lebensmitteln zur Verfügung gestellt.
Gemäß Befehl des Militärkommandanten der Stadt Berlin, Generaloberst Bersarin, sind ab 15. Mai 1945 folgende feste Lebensmittelrationen pro Person und Tag festgesetzt worden:
Brot / Nährmittel
Schwerstarbeiter und Arbeiter in gesundheitsschädlichen Betrieben 600 g / 80 g
Arbeiter die nicht in schweren oder gesundheitsschädlichen Berufen tätig sind 500 g / 60 g
Angestellte 400 g / 40 g
Kinder, nicht berufstätige Familienangehörige und die übrige Bevölkerung 300 g / 30 g
Wiederherstellung des normalen Lebens in Berlin
Mit jedem Tage wächst die Zahl der in Betrieb gesetzten Werkstätten und Handelsunternehmen.
Im Bezirk Berlin-Mitte sind 19 Krankenhäuser eröffnet worden. Ein Bad, das 10.000 Menschen bedienen kann, wurde in Betrieb gesetzt.
Im Bezirk Horst Wessel [Friedrichshain] stehen den Kindern und Kranken bisher 34 Milchfarmen zur Verfügung.
Im Bezirk Hoppegarten wurden an die Bevölkerung 30 t Saatkartoffeln verkauft.
Die Verdunklung ist aufgehoben und die Aufenthaltsgenehmigung auf den Straßen ist nicht mehr begrenzt. Die Bevölkerung nimmt an den Wiederaufbauarbeiten sehr aktiv Anteil.
Foto: Deutsche Fotothek / CC BY-SA 3.0 DE