Schließung der JVA Rummelsburg

Das marode Gefängnis Rummelsburg, 1990

13. Juni 1938, 30. November 1990

Mehr als 110 Jahre lang war das Männer­ge­fängnis Rummels­burg berüch­tigt. Ursprüng­lich im 19. Jahr­hun­dert nach Plänen des Stadt­bau­rats Hermann Blan­ken­stein als Arbeits­haus errichtet, wurden in einem Teil davon rund 500 Jungen einge­sperrt, die offi­ziell als Waisen regis­triert waren. Während der NS-Zeit sind im Gefängnis Sonder­ab­tei­lungen für Homo­se­xu­elle und „psychisch Abwe­gige“ einge­richtet worden. Ein beson­ders schwarzer Tag war der 13. Juni 1938: An diesem Tag wurde die Haft­an­stalt als Sammel­lager und Koor­di­na­ti­ons­stelle genutzt, rund 10.000 Personen sind als „Asoziale“ in Konzen­tra­ti­ons­lager verschleppt worden.

Nach schweren Beschä­di­gungen im Krieg ist die JVA Rummels­burg als wich­tigstes Gefängnis Ost-Berlins wieder aufge­baut worden. Tausende Häft­linge saßen dort nicht wegen normaler Straf­taten ein, sondern aus poli­ti­schen Gründen. Mehrere Hundert sind wegen „versuchter Repu­blik­flucht“ oder als Flucht­helfer einge­sperrt worden, darunter auch zahl­reiche West-Bürger.

Nach der Wende in der DDR lag im Januar 1990 kurz­fristig der eins­tige Staats- und Partei­chef Erich Honecker auf der Kran­ken­sta­tion der JVA. Da das Gefängnis damals sehr marode war und längst nicht dem Stan­dard mensch­li­cher Haft­be­din­gungen entsprach, wurde seine Auflö­sung beschlossen. Im Herbst 1990 wurde das Gefängnis schritt­weise geschlossen, Ende November 1990 erfolgte dann die offi­zi­elle Schlie­ßung.
Später wurde ein Groß­teil der Gebäude saniert und umge­baut, heute sind darin hoch­prei­sige Wohnungen.

Foto: Bundes­ar­chiv, Bild 183‑1990-0704–026 /​ CC-BY-SA 3.0