Schwarzmarkt-Razzia am Potsdamer Platz

Schwarzmarkt nahe des Potsdamer Platzes

19. August 1948

Die Nach­kriegs­jahre waren eine Zeit des Verzichts und des Hungers. Wenige Menschen hatten eine bezahlte Arbeit, jeder versuchte, irgendwie durch­zu­kommen. Eine Möglich­keit war das Tauschen von Dingen wie Schmuck, Teppiche, Klei­dung gegen Lebens­mittel oder z.B. Ziga­retten. Diese galten inof­fi­ziell als zweite Währung.

Da der Magsitrat von Berlin keine Schwarz­märkte wollte, wurde immer wieder Polizei zu den entspre­chenden Orten geschickt. Einer der größten Schwarz­märkte war am Pots­damer und Leip­ziger Platz, wo es eine beson­dere Situa­tion gab: Mitten über dem Pots­damer Platz verlief die Sekto­ren­grenze zwischen dem Sowje­ti­schen und dem Briti­schen Sektor. Seit Juli 1948 waren auch die deut­schen Poli­zeien aus Ost- und West-Berlin geteilt, sie durften nicht mehr im jeweils anderen Sektor aktiv werden.

Diese Situa­tion machten sich die Menschen zunutze, die auf dem Pots­damer Platz illegal ihre Waren anboten. Kam z.B. die Ost-Berliner Polizei, konnten die Schwarz­markt-Besu­cher und Anbieter einfach nach West-Berlin gehen und umge­kehrt. Dazu kam, dass im Juni 1948 die soge­nannte Berlin-Blocka­de/1970 begonnen hatte, was das Waren­an­gebot in den West-Sektoren verrin­gerte. Auch deshalb nutzen viele West-Berli­ne­rInnen die Möglich­keit, auf dem Pots­damer Platz z.B. einen Schall­plat­ten­spieler oder eine Anzugs­jacke gegen eine Salami oder andere Lebens­mittel zu tauschen.

Wie schön öfter, fand auch am 19. August 1948 eine Razzia der Ost-Berliner Polizei statt. Bei solchen Razzien, die auch von der West-Berliner durch­ge­führt wurden, gab es immer wieder auch Ausein­an­der­set­zungen mit den einge­setzten Poli­zisten, vor allem, wenn sie die ange­bo­tenen Waren für sich behielten. Diesmal jedoch kam es zu einer Schie­ßerei zwischen Schwarz­markt­händ­lern und Ost-Berliner bzw. sowje­ti­schen Poli­zisten. Wieder waren die Menschen in den West­sektor geflüchtet, von dort aus bewarfen sie die Ost-Poli­zisten mit Steinen. Diese schossen scharf zurück, wobei es zu mehreren Verletzten kam.
Davon ließen sich die Berli­ne­rInnen aber nicht abschre­cken, auch danach wurde auf dem Platz weiter schwarz gehan­delt.

Foto: Bundes­ar­chiv Bild 183-S79355 /​ CC BY-SA 3.0