Attentat auf Walther Rathenau

Attentat auf Walther Rathenau

24. Juni 1922

Der deut­sche Außen­mi­nister Walther Rathenau wurde in der Koenigs­allee in Grune­wald von Rechts­ra­di­kalen ermordet. Der Indus­tri­elle, Schrift­steller und libe­rale Poli­tiker (DDP) hatte sich für einen Sieg­frieden einge­setzt, bei dem die deut­sche Repu­blik als Verlierer des Ersten Welt­kriegs kein Mitspra­che­recht hatte. Dafür wurde er von der Rechts­extremen und Deutsch­na­tio­nalen gehasst, die ihn auch aufgrund seines jüdi­schen Glau­bens anti­se­mi­tisch beschimpften und bedrohten.

Der Sohn des AEG-Grün­ders Emil Rathenau war eben­falls Indus­tri­eller, kriti­sierte die deut­sche Kolo­ni­al­po­litik (aus wirt­schaft­li­chen, nicht aus huma­nis­ti­schen Gründen), 1918 wollte er sogar die Fort­füh­rung des Ersten Welt­kriegs.
Am 31. Januar 1922 zum Außen­mi­nister ernannt, war Walther Rathenau bereit, im April 1922 mit Sowjet­russ­land in Rapallo einen bila­te­ralen Sonder­ver­trag abzu­schließen, um Deutsch­land außen­po­li­tisch mehr Hand­lungs­frei­heit zu verschaffen.

Obwohl es im Vorfeld immer wieder konkrete Atten­tats­war­nungen gegeben hatte, fuhr Rathenau am 24. Juni 1922 ohne Poli­zei­schutz von seinem Haus in Grune­wald auf der Koenigs­allee Rich­tung Mitte. Drei Männer der rechts­ra­di­kalen Orga­ni­sa­tion Consul schossen an der Ecke Wallot­straße mit einer Maschi­nen­pis­tole in den offenen Wagen Rathenaus und warfen eine Hand­gra­nate hinein. Rathenau starb an fünf Schuss­wunden, die Atten­täter konnten vorerst fliehen. Einer wurde kurz danach fest­ge­nommen, die beiden anderen starben im Juli beim Versuch der Verhaf­tung.

Millionen Deut­sche demons­trierten in Protest­kund­ge­bungen und Trau­er­zügen gegen den rechts­ra­di­kalen Terror. Reichs­prä­si­dent Fried­rich Ebert erließ noch am Tage der Ermor­dung Rathenaus eine Notver­ord­nung zum Schutze der Repu­blik, der am 21. Juli 1922 das Repu­blik­schutz­ge­setz folgte.
Im Prozess gegen die Verschwörer wurden zwar zehn Ange­klagte verur­teilt, deren Zusam­men­hänge mit der Orga­ni­sa­tion Consul jedoch kaum beleuchtet.