12. Februar 1933
Bereits im Juni 1932 erschien ein Aufruf von 33 bekannten Persönlichkeiten zur taktischen Kooperation von SPD und KPD bei der Reichstagswahl. Doch der von Albert Einstein, Erich Kästner, Käthe und Karl Kollwitz, Heinrich Mann, Franz Oppenheimer, Ernst Toller, Arnold Zweig und anderen unterschriebene Aufruf verhallte wirkungslos.
Nach der Machtübergabe an die Nazis, aber noch vor der letzten Reichstagswahl, erschien der Appell erneut. Unterzeichnet war er dieses Mal von 19 Personen, unter diesen wieder Heinrich Mann und Käthe Kollwitz. Beide wurden daraufhin aus der Akademie der Künste ausgeschlossen.
Auch diesmal brachte der Appell die beiden antifaschistischen Parteien nicht dazu, sich zu verbünden.
Dringender Appell! Die Vernichtung aller persönlichen und politischen Freiheit in Deutschland steht unmittelbar bevor, wenn es nicht in letzter Minute gelingt, unbeschadet von Prinzipiengegensätzen alle Kräfte zusammenzufassen, die in der Ablehnung des Faschismus einig sind. Die nächste Gelegenheit dazu ist der 5. März. Es gilt, diese Gelegenheit zu nutzen und endlich einen Schritt zu tun zum Aufbau einer einheitlichen Arbeiterfront, die nicht nur für die parlamentarische, sondern auch für die weitere Abwehr notwendig sein wird. Wir richten an jeden, der diese Überzeugung mit uns teilt, den dringenden Appell, zu helfen, daß ein Zusammengehen der SPD und KPD für diesen Wahlkampf zustande kommt, am besten in der Form gemeinsamer Kandidatenlisten, mindestens jedoch in der Form von Listenverbindungen. Insbesondere in den großen Arbeiterorganisationen, nicht nur in den Parteien, kommt es darauf an, hierzu allen erdenklichen Einfluss aufzubieten. Sorgen wir dafür, daß nicht Trägheit der Natur und Feigheit des Herzens uns in die Barbarei versinken lassen!