Volksempfänger vorgestellt

Die toitsche Familie sitzt zusammen vor dem Volksempfänger

18. August 1933

Das High­light der 10. Funk­aus­stel­lung im Sommer 1933 war die Präsen­ta­tion des Volks­emp­fän­gers durch den NS-Propa­gan­da­mi­nister Joseph Goeb­bels. Das Gerät trug die Bezeich­nung VE 301, die Zahl steht für den Tag der Macht­über­gabe an die Nazis, den 30.1. im selben Jahr. Zwar gab es damals bereits Radios, diese waren jedoch wesent­lich teurer als die 76 Reichs­mark, die der Volks­emp­fänger kostete.

Goeb­bels hatte früh erkannt, dass der Rund­funk sich hervor­ra­gend als Propa­gan­da­me­dium eignet. Bei seiner Eröff­nungs­rede sagte er: „Spätere Gene­ra­tionen würden einmal fest­stellen, dass der Rund­funk für unsere Zeit genauso eine Entwick­lung der geis­tigen und seeli­schen Beein­flus­sung der Massen einge­leitet hat wie zu Anbruch der Refor­ma­tion die Erfin­dung der Buch­dru­cker­kunst“.

Tatsäch­lich war das erste Modell bereits am ersten Tag mit 100.000 Exem­plaren ausver­kauft. Herge­stellt wurde dieses Radio von den 28 größten Produ­zenten in Deutsch­land, aller­dings nicht ganz frei­willig: Schon im April hatte Goeb­bels sie zur Entwick­lung und Herstel­lung des Volks­emp­fän­gers verpflichtet. Die Rund­funk­in­dus­trie war über das für die Käufer güns­tige Angebot nicht begeis­tert, weil sie natür­lich lieber ihre teureren Geräte verkaufen wollten. Aber sie hatten keine Wahl.

Als 1938 das Nach­fol­ge­mo­dell Deut­scher Klein­emp­fänger (DKE 38) aus schwarzem Bakelit auf den Markt kam, kostete dieser sogar nur noch 35 Reichs­mark. Aufgrund des kreis­runden Laut­spre­chers und natür­lich der Propa­gan­da­sen­dungen wurde er schnell als Goeb­bels-Schnauze bezeichnet.

Insge­samt wurden vom Volks­emp­fänger etwa 12 Millionen Stück verkauft. Anders als im Nach­hinein oft behauptet, konnte man damit auch auslän­di­sche Sender empfangen. Deshalb wurden die Geräte nach Kriegs­be­ginn mit dem Hinweis ausge­lie­fert: „Wer den Feind hört, wird mit Zucht­haus bestraft, und wer abge­hörte Nach­richten weiter­ver­breitet, wird hinge­richtet“.
Als Werbe­maß­nahme war dieser Hinweis vermut­lich eher nicht geeignet.

Foto 1: Bundes­ar­chiv, Bild 146‑1978-056–04A /​ CC-BY-SA 3.0