Lorenz-Entführung

Gedenktafel an der Schenkendorfstr. 7

27. Februar 1975, 3. März 1975

Drei Tage vor der Wahl zum West-Berliner Abge­ord­ne­ten­haus, bei der Peter Lorenz zum zweiten Mal als Spit­zen­kan­didat der Berliner CDU antrat, wurde er von Mitglie­dern der Bewe­gung 2. Juni entführt und dann fünf Tage als Geisel fest­ge­halten. Unmit­telbar an der Entfüh­rung betei­ligt waren die Terro­risten Inge Viett, Ralf Reinders, Till Meyer, Ronald Fritzsch, Gabriele Rollnik, Andreas Vogel und Gerald Klöpper. Es handelte sich um die erste Entfüh­rung eines Poli­ti­kers durch Terro­risten in der Geschichte der Bundes­re­pu­blik.

Peter Lorenz wurde morgens von seinem Fahrer an seinem Wohn­haus in Zehlen­dorf abge­holt. Wenige hundert Meter weiter wurde sein Wagen durch einen fingierten Unfall gestoppt und Lorenz verschleppt. Die Entführer brachten ihn in den Keller eines Trödel­la­dens in der Schen­ken­dorfstr. 7 in Kreuz­berg, direkt gegen­über der Geschäfts­stelle der CDU Kreuz­berg.

Am nächsten Tag bekannte sich die Entführer in einer Mittei­lung an die Deut­sche Presse-Agentur zu der Tat. Sie verlangten, dass sechs inhaf­tierte Terro­risten der Roten Armee Frak­tion und der Bewe­gung 2. Juni (Horst Mahler, Verena Becker, Gabriele Kröcher-Tiede­mann, Ingrid Siep­mann, Rolf Heißler und Rolf Pohle) inner­halb von drei Tagen frei­ge­lassen und in ein Land ihrer Wahl unter Beglei­tung des ehema­ligen Regie­renden Bürger­meis­ters von Berlin, dem Pfarrer Hein­rich Albertz (SPD), ausge­flogen werden.

Bis auf Mahler, der einen Austausch abge­lehnt hatte, wurden die Gefan­genen aus den verschie­denen Haft­an­stalten nach Frank­furt am Main gebracht. Am Morgen des 3. März 1975 hob eine Boeing 707 mit den fünf Frei­ge­pressten und dem Pfarrer Hein­rich Albertz an Bord ab, wobei die Besat­zung der Luft­hansa-Maschine zu diesem Zeit­punkt noch nicht den Zielort Aden kannte.

Danach ist Peter Lorenz mit verbun­denen Augen zum Volks­park Wilmers­dorf gebracht und dort unver­letzt frei­ge­lassen worden. Die Entführer wurden in den Jahren danach fest­ge­nommen und zu lang­jäh­rigen Haft­strafen verur­teilt.

Unmit­telbar nach der Entfüh­rung begann in West-Berlin die Aktion Wasser­schlag, bei der die Polizei mehr als 80 linke Wohn­ge­mein­schaften und Kommunen durch­suchte und oft gewaltsam gegen die Bewoh­ne­rInnen vorging. Das Versteck wurde erst acht Monate später zufällig entdeckt.

Foto: OTFW /​ CC BY-SA 3.0