Spartakusaufstand

Straßenkämpfe im Zeitungsviertel während des Spartakusaufstands

5. Januar 1919, 15. Januar 1919

Als Spar­ta­kus­auf­stand, Janu­ar­kämpfe oder Janu­ar­auf­stand bezeichnet man den Gene­ral­streik und die bewaff­neten Kämpfe in Berlin vom 5. bis 12. Januar 1919 im Zusam­men­hang mit der Novem­ber­re­vo­lu­tion. Der erste Begriff hat sich dafür einge­bür­gert, obwohl der Spar­ta­kus­bund bezie­hungs­weise die KPD diesen Aufstand weder plante und auslöste noch führte und erst nach seinem Beginn daran mitwirkte.

Die Ursache des Aufstands waren die gegen­sätz­li­chen poli­ti­schen Ziele und Methoden der an der Novem­ber­re­vo­lu­tion betei­ligten Gruppen. Die MSPD-Führung um Fried­rich Ebert, Philipp Schei­de­mann und Gustav Noske strebte eine rasche Rück­kehr zu „geord­neten Verhält­nissen“ über die Wahlen zur Natio­nal­ver­samm­lung an. Die USPD, Teile der Arbei­ter­schaft und die Revo­lu­tio­nären Obleute sowie die KPD wollten die Fort­set­zung und Absi­che­rung ihrer Revo­lu­ti­ons­ziele (Sozia­li­sie­rung, Entmach­tung der Mili­tärs, Diktatur des Prole­ta­riats).

Seit Anfang Dezember 1918 wurden in und um Berlin Frei­korps aus ehema­ligen Front­sol­daten und Frei­wil­ligen gebildet. Seit Jahres­be­ginn ließen Ebert und Noske sie zusammen mit repu­blik­treuen Verbänden wie der repu­bli­ka­ni­schen Solda­ten­wehr und kaiser­li­chen, teils loyalen, meist aber repu­blik­feind­li­chen Regi­men­tern um Berlin zusam­men­ziehen.

Die Betei­li­gung an einer Demons­tra­tion am 5. Januar 1919 über­traf alle Erwar­tungen der dazu Aufru­fenden. Aus dem Aufmarsch heraus wurden Verlags­ge­bäude und Drucke­reien mehrerer Zeitungen besetzt, darunter Vorwärts, Ullstein, Berliner Tage­blatt, Mosse und Büxen­stein. Der Revo­lu­ti­ons­aus­schuss rief die Berliner Arbei­ter­schaft zu einem Gene­ral­streik für den 7. Januar und zum Sturz der Rest­re­gie­rung Eberts auf.
Dem Aufruf folgten etwa 500.000 Menschen, die in die Innen­stadt strömten. Jedoch gab es keine einheit­liche Führung, sodass sich daraus keine Massen­be­we­gung entwi­ckelte. Die Masse der Arbei­ter­schaft folgte wohl dem Aufruf zum Gene­ral­streik, sie wollte aber von mili­tä­ri­schen Kämpfen nichts wissen.

Am 10. Januar über­fiel die Brigade Rein­hard unter Leitung des Komman­danten von Berlin, Oberst Wilhelm Rein­hard, das spar­ta­kis­ti­sche Haupt­quar­tier in Spandau.
Am 11. Januar gab Noske den Einsatz­be­fehl gegen die Besetzer des Vorwärts. Die Angreifer waren noch mit Kriegs­aus­rüs­tung bewaffnet und ihren Gegnern daher weit über­legen. Das Frei­korps Potsdam eroberte das Gebäude mit Flam­men­wer­fern, Maschi­nen­ge­wehren, Mörsern und Artil­lerie. Auch weitere besetzte Gebäude und Straßen im Zeitungs­viertel wurden bis zum 12. Januar erobert. Zu orga­ni­sierten Schlachten kam es nicht, da die Aufstän­di­schen nicht darauf vorbe­reitet waren. Viel­fach ergaben sie sich frei­willig. Dennoch erschoss das Militär über hundert Aufstän­di­sche und eine unbe­kannte Zahl von unbe­tei­ligten Zivi­listen vor Ort. Ein Unter­su­chungs­aus­schuss des Preu­ßi­schen Land­tags bezif­ferte die Zahl der Todes­opfer später auf 156. Die Mili­tärs hatten drei­zehn Gefal­lene und zwanzig Verwun­dete.

Nach der Nieder­schla­gung des Aufstands mussten die Führer der Spar­ta­kisten um ihr Leben fürchten und unter­tau­chen. Am 15. Januar 1919 abends wurden Rosa Luxem­burg und Karl Lieb­knecht in der Wohnung eines Freundes in Wilmers­dorf von der Wilmers­dorfer Bürger­wehr entdeckt, verhaftet und in das Eden-Hotel in der Buda­pester Straße gebracht. Dort wurden die Gefan­genen stun­den­lang verhört und miss­han­delt. Luxem­burg und Lieb­knecht wurden noch in derselben Nacht ermordet.