4. September 1909, 8. Oktober 1923, 2. Juli 1945, 1. September 1975, 30. Oktober 2008
Seine Geschichte begann schon 1909, wenn auch nicht offiziell als Flugplatz. Auf dem Tempelhofer Feld, einem Exerzierplatz des Preußischen Militärs, führte Orville Wright vom 4. bis 20. September 1909 Demonstrationsflüge durch, bei denen er unter anderem einen Höhenweltrekord von 172 Metern aufstellte und erstmals einen Passagierflug von 90 Minuten Dauer absolvierte.
Im April 1923 wurden für Berliner Persönlichkeiten aus Politik und Wirtschaft einige Rundflüge vom Tempelhofer Feld aus veranstaltet. Dabei kam es zu einem Flugzeugabsturz über der Hasenheide, bei dem auch ein Berliner Stadtverordneter starb. Trotzdem stimmte das Berliner Parlament für den Bau des Flughafens.
Bereits sechs Monate später öffnete dieser und wurde bald zum größten Flugplatz der Welt. In Tempelhof startete 1928 der erste Non-Stopp-Flug über Irland und dann in 36 Stunden nach Neufundland.
Das ab 1936 errichtete Flughafengebäude war nach seiner Fertigstellung 1941 das flächengrößte Gebäude der Welt, noch heute ist es das viertgrößte. Die Gesamtlänge des bogenförmigen Teils des Gebäudes beträgt etwa 1,2 Kilometer. Tempelhof war zeitweise das wichtigste Verkehrsluftkreuz Europas.
Auf der Baustelle des Flughafens wurde eines der größten Endmontagewerke für Bomber weltweit. Hier entstanden ab 1939 mehrere tausend Jagdflieger für den gerade begonnenen 2. Weltkrieg. Ein Großteil der Beschäftigten waren Zwangsarbeiter, die in einem extra errichteten Lager am heutigen Columbiadamm lebten.
Am 2. Juli 1945 übernahm die US Army Air Forces den Flughafen, am 18. Mai 1946 landete die erste zivile Maschine. Sie bediente einmal wöchentlich die Strecke New York – Frankfurt – Berlin, vorerst aber nur für US-Amerikaner. Erst seit dem März 1948 durften Deutsche den Flughafen Tempelhof wieder für innerdeutsche Zivilflüge nutzen. Es waren jedoch nur US-amerikanische und britische Airlines zugelassen. Doch die zivile Luftfahrt währte nicht lang, drei Monate später begann die Blockade West-Berlins und Tempelhof wurde der wichtigste Flughafen der Luftbrücke.
Zwischen dem 26. Juni 1948 und dem 12. Mai 1949 starteten und landeten die Flugzeuge zeitweise im 90-Sekunden-Takt und versorgten die Bevölkerung während der Luftbrücke mit allem, was man per Luft transportieren kann – bis hin zu einem kompletten Kraftwerk. Dutzende Piloten fanden bei der Aktion den Tod, einige Maschinen stürzten auch beim Anflug über bewohntem Gebiet ab.
Am 5. Januar 1950 erfolgte die Wiedereröffnung des Flughafens Tempelhof für den zivilen Flugverkehr, nun auch mit Maschinen der französischen Fluggesellschaft Air France. Erst ab dem 9. Juli 1951 durften ihn auch deutsche Passagiere wieder nutzen. Einen Tag später nahmen 100.000 Berliner an der Enthüllung des Luftbrücken-Denkmals auf dem Platz vor dem Flughafen Tempelhof teil.
Am 1. September 1975 wurde der Flughafen Tempelhof für den zivilen Luftverkehr geschlossen und fungierte einige Jahre nur noch als amerikanischer Militärflughafen.
Immer wieder kam es zu Entführungen von Flugzeugen aus dem Ostblock nach Tempelhof. Meist waren die Maschinen auf dem Weg nach Schönefeld und wurden von dort aus gewaltsam umgeleitet:
10.7.1963: Flucht eines polnischen Luftwaffenmajors mit einer Sportmaschine. Er landete mit Frau und Kindern auf dem Flughafen Tempelhof.
30.8.1978: Der 32-jährige Detlef Alexander Tiede aus der DDR entführte ein polnisches Verkehrsflugzeug nach Tempelhof und bat dort um politisches Asyl.
22.8.1981: Entführer zwangen eine Maschine der polnischen Luftfahrtgesellschaft LOT zur Landung in Tempelhof.
12.6.1982: Drei Polen landeten mit einer einmotorigen Propellermaschine, die sie in der Nähe von Wroclaw (ehem. Breslau) entwendet hatten, auf dem Flughafen.
26.1.1983: Zwei Polen entführten eine Sportmaschine, flüchten mit ihr nach Tempelhof und baten dort um Asyl.
In der Regel wurden die Entführer festgenommen, verurteilt und bald darauf wieder freigelassen.
Ab 1981 wurde der Flughafen wieder für den zivilen Geschäftsreiseverkehr und für Fluggesellschaften mit kleinerem Flugmaterial zugelassen. Mit dem Abzug der US-Armee aus Berlin wurde der Airport am 29. Januar 1993 an die deutschen Behörden übergeben.
Am 24. Mai 2001 gab es noch einen spektakulären Unfall: Ein einmotoriges Sportflugzeug stürzte beim Landeanflug in einen Hinterhof an der Neuköllner Karl-Marx-Straße und ging in Flammen auf. Beide Insassen starben. Bewohner des Hauses kamen nicht zu Schaden.
In der Nacht des 30. Oktober 2008 startete die letzte Maschine vom Flughafen Tempelhof, der daraufhin geschlossen wurde. Er war zu dem Zeitpunkt der älteste Flughafen der Welt. Am 8. Mai 2010 öffnete der einstige Flughafen als öffentlicher Park.
Foto 2: Avda / CC BY-SA 3.0