Flugplatz Johannisthal

Flugschau in Johannisthal, 1912

26. September 1909, 17. Oktober 1913, 9. September 1995

Der Flug­platz wurde am 26. September 1909 als Motor­flug­platz auf zwei Quadrat­ki­lo­me­tern eröffnet. Einen Tag später endete der erste Über­land­flug über Deutsch­land auf dem Platz, die Maschine war auf dem Tempel­hofer Feld gestartet.

Der Flug­platz Johan­nis­thal diente als Basis für die Flug­ver­suche der Flug­pio­niere in Deutsch­land. Zwischen 1909 und 1911 entstanden auf dem Gelände zwei Luft­schiff­hallen. Von Anfang an wurden auf dem Flug­platz auch Flug­schauen veran­staltet, vor allem zur Finan­zie­rung der Anlage. Viele kamen, um die – oft tödli­chen – Unfälle zu sehen und sich als Souve­nirs Teile der abge­stürzten Flug­zeuge mitzu­nehmen.
Mit 28 Toten ereig­nete sich dort am 17.10.1913 das für viele Jahre schwerste Unglück in der Luft­schiff­fahrt, als der Marine-Zeppelin LZ 18 Feuer fing und abstürzte.

Der erste Dauer­flug über mehr als 24 Stunden wurde am 10. und 11. Juli 1914 vom Alba­tros-Werks­pi­loten Rein­hold Böhm durch­ge­führt. Mit Beginn des Ersten Welt­kriegs im August 1914 wurde der Flug­platz rein mili­tä­risch genutzt. Parallel dazu entstand eine Produk­tion von Kriegs­flug­zeugen. Während des Kriegs wurden hier 12.000 Jagd­flug­zeuge gebaut, ein Viertel der gesamten deut­schen Luft­flotte.

Kurz nach dem Ersten Welt­krieg begann in Johan­nis­thal die Geschichte der zivilen Luft­post in Deutsch­land. Ab dem 15. Februar 1919 star­teten dort zweimal täglich Flug­zeuge der Deut­schen Luft-Reederei, um Post­sen­dungen – vor allem Zeitungen – nach Weimar zu trans­por­tieren, dem Tagungsort der verfas­sung­ge­benden Natio­nal­ver­samm­lung. In den ersten Monaten ihres Bestehens durften nur die Abge­ord­neten der Natio­nal­ver­samm­lung diese Flug­post­ver­bin­dung in Anspruch nehmen.

Flug­zeug­fa­brik, Segel­flie­ger­damm 1/​45

Mit der Eröff­nung des Flug­ha­fens Tempelhof 1923 wurde Johan­nis­thal nicht mehr für den zivilen Passa­gier­luft­ver­kehr genutzt. 1945 über­nahm ihn die Sowje­ti­sche Armee, jedoch nur für wenige Jahre. Seit 1952 gab es keine Flüge mehr, jedoch wurde er erst mehr als 40 Jahre später offi­ziell geschlossen. Auf der Abschluss­ver­an­stal­tung am 9. September 1995 verun­glückten der eins­tige Astro­naut Rein­hard Furrer sowie der Pilot Ernst Kahde­mann während einer Flug­schau tödlich. Furrer hatte als Student unter der Bernauer Straße an einem Flucht­tunnel nach Ost-Berlin mitge­baut.
Noch heute exis­tieren einige der alten Flug­ha­fen­ge­bäude.

Foto 2: Rainer Halama /​ CC BY-SA 4.0